Ob nun in den Hollywoodfilmen, in Magazinen oder auch in der eigenen Vorstellung – es gibt strikte Vorstellungen, wie eine Ehe letztlich auszusehen hat. Dabei variieren die genauen Vorstellungsformen hierzu zwar, aber es gibt ein Muster, das immer vertreten ist. Überdies sind die Gesetze in Deutschland auch unmissverständlich geregelt. Es gibt so wenige Besonderheiten, dass auch von außergewöhnlichen Ehen eher weniger die Rede sein kann. Vollkommen anders gestaltet sich die Situation jedoch in vielen anderen Kulturen, die in Sachen Heirat sehr oft weit auseinanderklaffen. Nicht überall wird die Ehe so geregelt, wie es in europäischen Regionen der Fall ist. In anderen Ländern herrschen andere Sitten und das zeigt sich auch ganz eindeutig, beschäftigt man sich intensiver mit dem Thema Heirat. So sind in manchen Gegenden Hochzeiten möglich, die in Deutschland schon alleine rechtlich keine Chance hätten oder moralisch nicht vertretbar wären. In diesem Ratgeber beschäftigen wir uns mit kulturellen Unterschieden und außergewöhnlichen Ehen aus allen möglichen Ecken der Welt.
Ehe als reine Absicherung
Liebespaare entscheiden sich aus romantischen Gründen für eine Ehe. Die tiefe Liebe soll noch eine Krönung erfahren und zudem schwören sich die Partner, dass sie nie wieder einen anderen Menschen so sehr lieben. Deswegen ist es für viele auch vollkommen zweitrangig, wie es um die finanzielle Position des Partners bestellt ist. Zwar übernehmen die Brautleute nach der Hochzeit auch die Verantwortung füreinander, doch der Fokus ist tatsächlich romantischer Natur. Nur selten sind finanzielle Belange wirklich der Grund für eine Eheschließung. Das ist nicht überall so, denn in vielen Ländern und Regionen wird die Ehe als Absicherung angesehen. Insbesondere junge Frauen sind auf der Suche nach einem Mann, der sie heiratet und ab diesem Tag finanziell und emotional versorgt. Es geht also weniger um Liebe und Verantwortung, als denn mehr um finanzielle Aspekte. Entsprechend begeht man die Trauung, die dann einer rechtlichen Vertragsunterzeichnung gleicht. Der romantische Grundgedanke einer Hochzeit muss also nicht ausschließlich auch der Antrieb sein, viel eher gibt es sehr unterschiedliche Motive, die letztlich zu einer Hochzeit führen.
In Mexiko dürfen Minderjährige heiraten
In Deutschland nicht denkbar, doch in Mexiko ist eine Hochzeit zweier Minderjähriger beinahe schon normal. Es bedarf einzig der Zustimmung der Eltern, dann dürfen die beiden Jugendlichen auch schon den Bund des Lebens eingehen. Damit dies rechtlich auch korrekt vonstattengeht, muss die Braut ein Mindestalter von 14 Jahren erreicht haben. Der Bräutigam sollte mindestens 16 Jahre alt sein. Weitere Regelungen gibt es nicht, was bedeutet, dass viele Jugendliche schon recht früh heiraten. Die Trauung ist sogar ohne einen Wohnsitz in Mexiko möglich, entsprechend oft passiert es, dass die Menschen aus umliegenden Regionen einreisen und die Ehe vollstrecken. Wer aus einem anderen Land kommt, der kann zumeist auch noch sehr schnell die Ehe besiegeln. Während Einheimische eine Weile auf die Genehmigung der Ehe warten müssen, geht es für Touristen etwas schneller.
Saudi Arabien – Ehe als Vertrag
Wie schon erwähnt, ist die Ehe für die meisten Menschen gespickt mit romantischen Hintergedanken und vor allem basierend auf Liebe. Das sieht in Saudi Arabien vollkommen anders aus. Hier geht es darum, dass ein Vertrag abgeschlossen wird, der die Versorgung der beiden Ehepartner vollkommen detailliert regelt. Deshalb sind bei der Eheschließung mehrere Zeugen zugegen, die der Unterzeichnung beiwohnen und so eine rechtliche Absicherung darstellen. In dem Vertrag selbst findet alles eine Erwähnung, was später einmal von Bedeutung sein könnte. Dazu gehört beispielsweise die Geldsumme, die von dem Bräutigam an die Braut bezahlt werden muss. In Saudi Arabien ist außerdem eine Ehe mit mehreren Frauen möglich. Dieses Recht obliegt aber nur Männern, denn Frauen dürfen im Gegensatz dazu keine weiteren Partner heiraten. Rechtlich gibt es dabei keinerlei Einschränkungen, weshalb die Doppelehe auch sehr weit verbreitet ist.
Bigamie als Eheform
Es gibt Regionen, in denen Bigamie offiziell erlaubt ist. Diese besondere Lebensform ist vor allen Dingen in orientalischen Ländern zu finden, wo Männer noch eine übergeordnete Rolle einnehmen. Dem Mann ist es somit erlaubt, neben der Ehefrau weitere Frauen zu heiraten. Frauen dürfen von diesem Recht im Regelfall nicht Gebrauch machen. In Deutschland ist Bigamie verboten und wird schlimmstenfalls rechtlich geahndet. Bevor eine zweite Ehe eingegangen werden darf, muss die vorherige geschieden werden. Diesbezüglich gibt es strenge Gesetze und es ist auch aufgrund der Nachweispflicht kaum möglich, in irgendeiner Form mehrfach zu heiraten.
Arrangierte Ehen und Zwangsheirat
Für die meisten klingt es unvorstellbar, doch auch in der heutigen Zeit sind viele Ehen noch immer arrangiert. Ohne den Willen der Ehepartner zu beachten, verhandeln die Elternpaare und beschließen die Ehe der eigenen Kinder. Mitunter haben sich die künftigen Brautleute nie zuvor gesehen. Das erste Treffen findet schlimmstenfalls auf der Hochzeit selbst statt. Diese Tradition gibt es in vielen Gegenden, oftmals entscheiden sich die Kinder bewusst, diese auch weiterzuführen. Die Dunkelziffer derer, die gegen den eigenen Willen auf diese Weise verheiratet wird, ist erschreckend hoch. Insbesondere in muslimischen Ländern sorgen die Eltern schon in jungen Jahren dafür, dass die Tochter mit angemessenem Alter einen Mann heiratet, der sie versorgt und ihr ein angenehmes Leben verspricht. Auch wenn keine Liebe vorhanden ist, bleibt den Frauen im Regelfall gar keine andere Wahl, sich möglicherweise doch für einen anderen Mann zu entscheiden.
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